Klicken zum Anzeigen/Ausblenden
Details:
Seitenzahl: 960 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 16. September 2011
Inhalt:
London 1529: Nach dem Tod seines Vaters erbt der vierzehnjährige Nick of Waringham eine heruntergewirtschaftete Baronie – und den unversöhnlichen Groll des Königs Henry VIII. Dieser will sich von der katholischen Kirche lossagen, um sich von der Königin scheiden zu lassen. Bald sind die „Papisten“, unter ihnen auch Henrys Tochter Mary, ihres Lebens nicht mehr sicher. Doch in den Wirren der Reformation setzen die Engländer ihre Hoffnungen auf Mary, und Nick schmiedet einen waghalsigen Plan, um die Prinzessin vor ihrem größten Feind zu beschützen: ihrem eigenen Vater –
Autorin:
Rebecca Gablé, Jahrgang 1964, studierte Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt mittelalterliche Literatur in Düsseldorf, wo sie anschließend ein Jahr als Dozentin für altenglische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin. Ihr erster Roman „Jagdfieber“ wurde 1996 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 1997 gelang mit ihrem ersten historischen Roman „Das Lächeln der Fortuna“ der Durchbruch. Seither folgten 8 weitere historische Romane und ein Sachbuch, die alle SPIEGEL-Bestseller wurden. Für ihren Roman „Die Hüter der Rose“ erhielt sie 2006 den Sir-Walter-Scott-Preis. Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.
Meine Meinung:
Erst einmal möchte ich die Punkte aufführen, die mir in diesem Buch negativ aufgefallen sind. Allen voran die Tatsache, dass ich nicht richtig warm werden konnte mit dem Protagonisten Nick. Das lag nicht nur an seinen Schwächen – die es einem aber auch wirklich nicht leichter machen, ihn zu mögen – sondern einfach daran, wie er beschrieben wurde. Es konnte für mich keine richtige Verbindung entstehen, was ich sehr schade fand, da es mir bisher in den Büchern von Frau Gablé völlig anders ergangen war.
Dazu ist aber positiv anzumerken, dass Nick das erste Mal nicht dem klassischen Bild der Waringhams entspricht, sodass die Autorin hier Abwechslung geschaffen hat. Das fand ich durchaus gelungen, nur die Person von Nick nicht so ganz.
Schade war auch, dass in „Der dunkle Thron“ die Nebencharaktere ungewöhnlich blass bleiben. In den Vorgängerbänden gab es immer wieder hervorstechende Nebenfiguren, die einem fast ebenso sehr ans Herz gewachsen sind wie die Protagonisten. Doch das fehlt mir hier sehr. Selbst Nicks Geschwister Laura und Ray bleiben tatsächlich nur kleinere Randfiguren, obwohl sie sehr viel Potential für größere Rollen bieten würden.
Ein dritter großer negativer Punkt auf meiner Liste war die Liebesbeziehung von Nick zu seiner Auserwählten. Die Gefühle kommen so plötzlich und ohne dass man wirklich nachvollziehen kann woher. Auch im weiteren berührt die Liebesgeschichte nicht so sehr, wie die in den anderen Romanen der Autorin.
Der Roman erzählt die Ereignisse mit dem Fokus auf Mary Tudor, was ich einen sehr interessanten Ansatz finde. Es ist endlich etwas anderes, da die meisten Bücher, die diese Zeit behandeln, aus Sicht Henrys VIII. oder Elizabeth I. beschrieben sind. Vielleicht hätte es nicht geschadet hier und da ein paar Abschnitte vom Hof Henry Tudors einzubauen, damit man auch das dortige Leben im Kontrast zu Marys und Nicks sehen könnte (Nicks Halbbruder Ray hätte sich ja geradezu dafür angeboten).
Auch vom Herrschaftsantritt Marys und der kurzen Regierung Jane Greys habe ich bisher noch nicht viel gelesen, sodass dieses Buch einen neuen und überaus spannenden Ansatz bietet.
Des weiteren wird die Unsicherheit dieser Zeit wunderbar wiedergegeben. Willkür herrscht in England; jeden Tag kann sich ändern, an was man glauben darf; wenn man im Weg steht, kann man einfach unter einem Vorwand beseitigt werden – diese Angst und Angespanntheit ist im Roman beinahe greifbar.
Fazit:
Insgesamt ist „Der dunkle Thron“ für mich der bisher schwächste Waringham-Roman. Das ändert allerdings nichts daran, dass es nach wie vor ein sehr gutes Buch ist, historisch gesehen meiner Meinung nach wertvoll, und mit Rebecca Gablés unvergleichlichem Schreibstil auch ein wahres Lesevergnügen. 8 lila Punkte gibt es von mir.